Donnerstag, 11. Februar 2010

„Welcome to the Asylum, Plaguerats!“

Emilie Autumn am 8.Februar, 2010 im Postbahnhof, Berlin


Ein riesig-rundes Gestell mit einer Leinwand und zahlreichen Zahnrädern bestickt ist das erste, was ins Auge springt. Sekunden später machen sich erst die weiteren, unzähligen Details des Bühnenbildes bemerkbar: Puppen, Teetassen, Kerzen, Totenköpfe, Ratten, zuckersüße Törtchen, Löffel, viel rosarot und viele Streifen. Alles ein wenig abgenutzt, grotesk und verrückt.
Das ist es eben, was Emilie Autumn und ihren Stil ausmacht.

Während das Auge noch auf Entdeckungstour ging, erklang humorvoll-klassische Musik, die ein wenig an Zirkus und Kuriositätenkabinett des 19. Jahrhunderts erinnerte. Sehr passend. Nach einiger Wartezeit betraten sie dann endlich die Bühne: Contessa, Aprella, Veronika und schließlich Emilie persönlich, allerdings hinter der Leinwand mit selbst genähtem Rattenkostüm. Jedoch ist auch dieses, wie die anderen, zum Großteil selbst hergestellten Kostüme, bestückt mit zahlreichen Pailetten, bunten Bändern, niedlichen Rüschen und raffinierten Raffungen.

Noch immer hinter Leinwand, erklingt das erste Stück: „4 O'Clock“ untermalt mit Schattenspielen von Emilie. Währenddessen tanzen und singen die verbliebenen drei Damen mit Pistolen, Ballettschuhen und glitzernden Gummiäxten. So zog sich die Show auch weiter durch den Abend. Doch nicht immer wurden Songs gespielt: Zwischenzeitlich, wahrscheinlich damit die anderen ihre Kostüme und Korsetts wechseln konnten, unterhielt dann Miss Emilie Autumn allein das Publikum mit witzig-kessen Sprüchen und Gesangseinlagen, die sie selbst begleitete. Ein andermal tanzte Veronika mit Federfächern auf der Bühne oder holte Mädchen aus dem Publikum um mit ihnen das „Ratgame“ zu spielen.

Die Songperfomances selbst, konnten sich ebenso sehen lassen. Es wurde Feuer geschluckt, mit Schirmchen gespielt, Luftballons geworfen, auf einem goldenen Rollstuhl herumgeturnt und Tee ins Publikum gespuckt. Abgerundet wurde dann alles mit den Geigensoli Miss Autumns, die, verstärkt durch Distortion- und Overdrive-Effekte, mit vielen Gitarrensoli des Rock und Metal mithalten konnten. Zum Abschluss kam dann die eigene Variante des berühmten Stückes „Bohemian Rhapsody“ von Queen, die durchaus gelungen war und ihren ganz eigenen Charme durch die Darstellung Emilie Autumns gewann.

Emilie Autumn und ihre Shows sind eine Mischung aus Burlesque, Freak Show, Kinderzimmer, Ballett, Feuertanz und Irrenhaus, nur irgendwie wie vor 150 Jahren. Das Bühnenbild überzeugt mit liebevollen Details und auch musikalisch hat die Amerikanerin mit ihrem „ViktorIandustrial“ einiges zu bieten. Wer sich darauf einlässt, wird auf jeden Fall begeistert sein.

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