Wenn heiße Brassbands in schrägen Rhythmen tröten, orientalische Klänge und Klezmersounds ertönen und sich das alles auch noch mit Elektro, Ska, Pop und Rock mischt, dann entsteht „BalkanBeats“. Vor ein paar Jahren noch Krisenherd, doch heute gilt der Balkan als exotisch und sexy. Gemeinsam mit DJ Robert Soko traf ich mich im Kreuzberger Café Atlantic und wir plauderten über die Entstehung der Partys und die Musik, die sie auszeichnet.
Inpopnito: Du bist Anfang der 90er nach Berlin gekommen, was hat dich dazu gebracht hier Musik aus deinem Heimatland aufzulegen?
Robert Soko: Ich bin mit dieser Musik aufgewachsen und als ich 19 war habe ich das Land verlassen. Diese Musik ist ein Teil meiner Biografie, meiner Mentalität. Und als ich nach Berlin kam, traf ich meine Landsleute. Immer mehr von ihnen kamen nach dem Krieg nach Berlin und Musik ist eine Sache, die verbindet. So kam ich auf die Idee solche Musik aufzulegen.
Deine Balkanpartys hießen nicht immer BalkanBeats, wie hießen sie früher?
Zwischen 1993 und 2000 gab es keinen richtigen Namen dafür und da habe ich den Begriff „Culture Recycling“ benutzt. Die ganze Sache ging los mit den alten jugoslawischen Feiertagen, die keiner mehr feiern wollte. Irgendwie kam das gut an bei den anderen Jugos und auch bei den Deutschen. In Kreuzberg, im Arcanoa ging das los. Ich war eigentlich Taxifahrer zu der Zeit und dann kam ich auf die Idee, weil ich gesehen habe, dass viele Leute im Arcanoa ihre Musik auflegten. Jeden Abend etwas anders, sei es Gothic, Discotrash, Heavy Metal, usw. Und da hab ich gefragt, ob ich mitmachen kann.
Und warum ausgerechnet BalkanBeats?
Das Arcanoa wurde geschlossen und am 25. Mai 2000 haben wir eine Party im damaligen Verein der Visionäre veranstaltet. Da kamen ca. 500 Leute zusammen, also es war rappel voll. Und das war für mich ein Zeichen dafür, dass da eventuell mehr draus zu machen ist. Und dann dachte ich jetzt brauchen wir einen Namen für das Baby. Als Taxifahrer habe ich immer bei Radio EINS eine Sendung gehört, die heißt Elektrobeats. Und in Anlehnung daran dachte ich an BalkanBeats.
Aber schon der Begriff „Balkan“ an sich ist ziemlich schwammig oder?
Der Begriff Balkan schützt mich. Er ist nicht politisch relevant, es ist auf jeden Fall eine Region wo ich herkomme und es ist quasi ein gemeinsamer Nenner. Wenn ich jetzt Jugobeats sage, dann laste ich mir gleich den politischen Quatsch auf. Ich wollte damit nichts zu tun haben. Kroatenbeats das war mir auch ein bisschen zu geschmacklos. Deswegen fand ich den Begriff BalkanBeats sehr passend, weil er beschreibt woher ich komme und woher die Musik kommt. Der Begriff ist relativ breit, weil die Musik, die ich präsentiere nicht nur aus Jugoslawien, sondern aus dem ganzen Balkan und auch darüber hinaus kommt. Und irgendwie ist das gut angekommen.
Früher lief eher Ska und Punk auf deinen Partys. Was hat dich dazu veranlasst die Ethno-Schiene zu fahren?
Ich habe natürlich am Anfang das aufgelegt, was ich als Teenager in Jugoslawien gehört habe. Erstmal habe ich Rockmusik und auch die Pophits aufgelegt, die ein bisschen einen nostalgischen Touch hatten, weil das immer gut zum Tanzen war. Und das mit der Ethno-Sache das kam so ca. 1996/97 ins Spiel und zwar durch die ersten Platten von Goran Bregović, Fanfare Ciocărlia und durch die Filme von Emir Kusturica. Das waren so die Pioniere dieser Sounds. Das habe ich dann immer wieder stichprobenartig rein geschmissen in das Repertoire. Und was ich gesehen habe war sehr positiv. Die Leute mochten es und tanzten sogar wilder dazu als zur Rockmusik. Ein sehr interessanter Aspekt für mich war, dass die „Nicht-Jugos“ das auch mochten. Die kamen damit sogar besser klar als mit unserer Rockmukke. Ich war froh darüber, dass „Westeuropäer“ diese Balkanmusik auch mögen und dazu tanzen. Das fand ich schon revolutionär zu dieser Zeit.
Auf deinen CDs sind auch Bands aus USA und anderen Nicht-Balkanländern drauf. Entsprechen sie musikalisch dem, was du dir unter Balkan vorstellst?
Ja, das was die da spielen sollte schon einen südosteuropäischen Hintergrund haben oder einen osteuropäischen. Ich finde es interessant, dass man heutzutage Musiker aus der ganzen Welt hat, die sich mit dem Thema Balkanmusik beschäftigen und genau das wollte ich in meinen Selektionen auch widerspiegeln. Ein Beispiel ist der letzte Track von der CD „A night in Berlin“. Ich war im vorigen Jahr in Südafrika und was ich da gesehen habe, fand ich wirklich einmalig. Eine schwarzafrikanische Band spielt Songs aus Jugoslawien. Und da habe ich so einen Track drauf gepackt.
Wie erklärst du dir den Durchbruch von Balkan-Beats in Europa?
Also erstmal ist diese Musik sehr tanzbar. Frauen bevorzugen das, Männer auch, aber Frauen sind irgendwie mehr scharf auf diese Welle. Wenn Frauen hingehen, dann sind Männer auch da. Es entsteht eine sexy Aura und eine schöne Stimmung.
Westeuropäer brauchen glaube ich wieder etwas Neues, weil Musikrichtungen wie Techno, Elektro, Punkrock, Jazz, Rock etc ein bisschen uninteressant geworden sind, weil die jahrzehntelang schon etablierte sind.
Das ganze hat auch einen politischen Hintergrund. Jugoslawien war nach dem Krieg in den 90ern sehr negativ präsent in den europäischen Medien. Wenn eine Sache negativ ist und dann auf einmal kommt was Schönes, dann ist das umso interessanter. Aha, die fressen doch keine kleinen Kinder, sondern können auch schön und sexy sei. Das ist glaube ich auch einer der Gründe. Aber wie gesagt, das Wichtigste ist die Tanzbarkeit und das, was sich widerspiegelt in dieser Musik und das ist Glück und Unglück in einem zu verkörpern.
Wie kommst du an die Musik ran, die du auflegst?
Es ist nicht so, dass ich irgendwo hingehe und mir die CDs kaufe so wie früher. Das ist vorbei. Dank dem Internet ist das heute so, dass man das meistens zugeschickt bekommt. Ich bekomme jede Woche was Neues, ob es jetzt tauglich ist oder nicht ist eine andere Sache. Ich höre mir das an und wenn ich denke, dass könnte hinhauen, dann präsentiere ich das im Club und wenn das Publikum dann damit einverstanden ist, dann haben wir es.
Was bedeutet dir persönlich die Musik, die du auflegst?
Die Musik ist ein Teil meiner Identität und da fühle ich mich ein bisschen wie zu Hause. Und ich muss aber auch zugeben, für mich ist das auch zu einem Geschäft geworden. Wenn ich Musik hören will, um mich zu entspannen, dann höre ich was ganz anderes. Aber ich höre das immer wieder, weil ich das hören muss, bis es dann irgendwann in meinem Traum sitzt, damit ich in der Lage bin ein guter DJ zu sein. Manchmal, wenn ich einen neuen Track bekomme den ich gut finde, dann spiele ich das Ding im Loop zwei, drei Tage lang. Bis ich dann wirklich so tief drin liege, dass ich dieses Talent habe im richtigen Moment den auf den Dancefloor zu schmeißen. Das ist die Kunst eines Selektor DJs.
Und wie kommt die Musik in Ex-Jugoslawien an?
Das kommt da nicht so gut an. Das ist eine Philosophie für sich. Die Jugos selbst können damit noch nicht viel anfangen, weil bei uns da hörst du entweder westeuropäisch orientierte Musik, d.h. Pop, Rock usw. oder Volksmusik. BalkanBeats ist grob gesagt irgendwas dazwischen. Und deswegen ist es für die einen in Ex-Jugoslawien entweder zu folkig oder wieder zu modern. Die Jugos, die hier sind, die kommen damit super klar und wenn ich es in den Ex-Jugoländern mache, dann ist das eine andere Atmosphäre.
Das Interview führte Viktoria Deßauer.
Montag, 21. Juni 2010
DJ Robert Soko
Montag, 3. Mai 2010
Mio Myo
Zerrationalisierte Welt schau mich an - Dein Mangel an Leben ist meine Wiedergeburt.
Das Schönste, was wir erleben können ist das Mysteriöse. Es ist die Quelle jeder wirklichen Kunst und Wissenschaft.
Albert Einstein, 1930
In Island wissen es die Menschen schon lange; Geister gibt es wirklich, sie sind Teil des Lebens und müssen berücksichtigt werden. Straßenzüge werden daher so gezogen, dass sie nicht die Lebenswelten von Elfen und Trollen, durchkreuzen. Auch in China glauben die meisten an Geister. Leider handelt es sich dort wohl um unleidliche Gesellen, die es sich vom Leib zu halten gilt.
In vielen weiteren Ländern glauben die EinwohnerInnen an Feen, Geister und andere magische Wesen. Sie sind fester Bestandteil von Tradition und Alltag. Hierzulande scheint sich Spiritualität und Mystik zunehmend zu einem Modetrend zu entwickeln. Woher kommt diese neue Sehnsucht nach dem Geheimnisvollen?
Manche beschäftigen sich aus Langeweile, manche aus rationalem Überdruss und andere aus Verdrängung von zu viel reeller globalisierter Grausamkeit mit dem Geheimnisvollen, Irrationalen. Sie suchen im Göttlichen, in der Natur und im Kosmos nach etwas Magischem, das sie verzaubert und trotzdem in ihrem oft sonst eintönigen Alltag Sinn stiftet. Aus Mangel an persönlicher Nähe und sozialen Kontakten sucht die moderne Persona in Spiritualität und Religion das, was allgemein unter dem Begriff Liebe bekannt ist. Urbane, nüchterne Wesen ersehnen den irrationalen Zauber.
Dieser Trend schlägt sich auch in Kunst und Unterhaltung nieder. LiteratInnen, MusikerInnen und FilmemacherInnen widmen sich wieder mehr der Magie und dem Unergründlichen im Leben und auch der Tod wird immer wieder neu aufgelegt. Fantasyfilme sind beliebter denn je. Es boomen Genremixturen, in denen magische, geisterhafte, erträumte Elemente teils animiert, teils in Traumsequenzen mit der Realität verschmelzen. In Computerspielen schlüpfen Anhänger von Parallelwelten in die Gestalt von Magiern, Hexen, Elfen und anderen Fabelwesen um dem nüchternen Alltag zu entfliehen. Menschen gehen in Zaubershows um sich bewusst und mit einer aufgeregten Fasziniertheit täuschen zu lassen.
Es gibt Tarotveranstaltungen in Locations, die eher für ihre Konzerte bekannt sind und statt den Schulmediziner zu konsultieren, braut sich der neue Mensch lieber einen Kräutermix aus dem Bioladen. Man muss halt dran glauben.
Es scheint, dass der mit Entzauberung durch Wissenschaft und Technologie konfontierte Mensch, sich nach ein bisschen mehr Geheimnis sehnt und somit dankbar jede Form von Zerstreuung und Auslagerung von Träumen und Träumereien annimmt.
„Noch tiefer eintauchen“
Mit Mio Myo zur Filmerstaufführung von „Mein Vogel fliegt schneller“.
Die Nürnberger Band Mio Myo hat bereits zwei Alben veröffentlicht. Die Studioaufnahmen für das Dritte wurden kürzlich abgeschlossen. Am 07. Mai beginnt mit einem Auftritt in Frankfurt am Main eine 3 wöchige Tour für die 4 Mio Myos.
Mit dem Bassisten der Band habe ich mich zur Filmpremiere von „Mein Vogel fliegt schneller“ von Gülseli Baur getroffen, um mich im Anschluss mit ihm und Sänger Uwe Eger über Magie, Musik und ihre neue Platte zu unterhalten.
Junge Menschen, die ihren Traum leben, ein Paar auf einem Hausboot an der Spree, AkrobatInnen in einer Dreierbeziehung in einem Wohnwagen, ein schwules Paar in einer Wohngemeinschaft mit einer Freundin, Musiker aus Leidenschaft, Liebende. Selbst gewählte, teilweise non konforme Lebenweisen, die vordergründig wie freie Entscheidungen und erfrischend alternative Lebenskonzepte wirken.
Das ist die Oberfläche. Im Inneren der ProtagonistInnen sieht es anders aus; es wird Zeit, dass ein frischer Wind weht.
Thomas, leider hast nur du es zeitlich geschafft zur Filmpremiere zu kommen. Wie hat dir der Fllm gefallen?
Thomas: Ich fand erstmal beeindruckend, was da mit quasi keinem Budget enstand. Wahnsinn! Außerdem hatte der Film sehr schöne Bilder.
Der Film war also schön?
Thomas: Während des Films ertappte ich mich wiederholt dabei, die verschiedenen Beziehungssituationen und Emotionen auf mich zu beziehen und Parallelen zu mir und meinem Leben zu finden. Der Film schafft es tatsächlich dich in seinen Bann zu ziehen - mit den Personen zu fühlen und zu denken.
Einer eurer Songs wird im Soundtrack verwendet und zieht sich teilweise wie ein Leitthema durch den Film. Wie kam es dazu dass diese Songfragmente verwendet wurden?
Thomas: Der Musikverantworliche Johannes Stankowski ist mit unserem ehemaligen Omnichordspieler Benjamin Pollach befreundet. Er fragte, ob er unsere Musik für den Film verwenden dürfte. Er hat sich für den Track „Taxi“ aus unserem zweiten Album „Ghost Fades“ entschieden.
Uwe: - An dem Benni und die Cellistin Bianca Riesner maßgeblich beteiligt waren.
War der Song eine gute Wahl?
Thomas: Auch wenn die Lyrics nicht zu hören sind, ja. Ich finde, es gibt sogar eine Art Synergieeffekt. Song und Film funktionieren sehr gut miteinander. Es soll ja auch ein Video aus Filmschnipseln zu diesem Song enstehen.
Der Film beschäftigt sich ja vordergründig mit der Frage was größer ist: Freiheit oder Liebe? Was meint ihr?
Thomas: Das ist eine sehr persönliche Frage; ich würde sagen, das Eine schließt das Andere ja nicht zwangsläufig aus. Ich glaube im Gegenteil daran, dass eine gute Beziehung sehr bereichernd sein kann.
Uwe: ... schwierige Gegenüberstellung. Beides sollte gelebt werden, wenn es passiert. Sobald man frei ist sucht man nach der großen und so wahren, tiefen Liebe.
Sobald diese gefunden scheint und man anfängt Liebe zu leben stellen sich auch sehr erdige und weltliche Zustände ein, die gar nicht zur Vision passen wollen. Wenn ich aber gefunden habe, was ich so lange gesucht habe, bin ich in dieser Hinsicht schon im Ziel. Das wiederum gibt mir die große Freiheit das zu tun, was nach dem Happy End anfängt. Ich würde sagen: wirkliche Freiheit kommt durch Liebe.
Ihr nehmt gerade euer drittes Album auf. Setzt ihr euch darin auch mit ähnlichen Fragen auseinander?
Thomas: Naja, eher abstrahiert. Es geht natürlich auch um Liebe, aber eher metaphorisch. Es sind sehr bildliche Texte, die jeder Person einen Interpretationsspielraum lassen. Bei Unicorns, einem Song aus dem letzen Album, heißt es, zum Beispiel, „We are all unicorns“ - meint eigentlich nichts anderes als: Wir sind alle Individuen.
Uwe: Der Song ist vor allem gegen Überwachung - wie absurd es ist, ein Individuum mit Kameras etc. zu überwachen. Ich finde, es sollte der nötige Abstand und Respekt gewahrt werden, was in unserer Gesellschaft leider immer weniger möglich ist.
Gibt es ein überhaupt ein Thema für euer neues Album?
Uwe: Es gab neulich die Überlegung das Album "HYPER ROMANTIC LOVERS DATING IN HYPER REALITY" zu nennen. Dabei geht es insgesamt um ein tieferes Eintauchen; eine Fülle und Tiefe, die sich zuerst nicht begreifen, jedoch durch aktives Aufbrechen erfahren lässt. Und es geht um die Zuversicht auf diesem Weg alles Notwendige getan zu haben.
Das klingt wie eine abstrahierte Beschreibung des Films. Er hätte dir sicher gefallen. Auch stilistisch sehe ich Parallelen zwischen dem Film und eurer Musik, deine Texte, die Atmosphäre und nicht zuletzt dein Artwork.... Ich würde beides Film und Musik im Magischen Realismus verorten.
Uwe: Der Magische Realismus holt den Zauber ins Hier und Jetzt. Oder besser er akzeptiert den Zauber im Hier und Jetzt. Man muss sich nicht aufmachen in eine andere Welt. Insofern ein treffender Vergleich.
Welche Möglichkeiten bietet eine solche Herangehensweise? Bezeichnet ihr deshalb eure Musik auch als Ghost Rock?
Uwe: Was ist Realität? Was ist Magie? Wenn aus einem Orgasmus ein Kind entsteht - Wenn eine Fledermaus ihre Beute dank Echoortung ausmacht ? Das ist für mich Zauber. All das ist auf dieser Welt genauso möglich wie Einhörner, Out-of-Body Experiences und musizierende Geister. Alles ist möglich.
Wie wichtig ist der Band diese magische Realität?
Uwe: Auf jeden Fall ist diese Realität spannend genug für ein weiteres Album. Dafür scheint sie wie gemacht zu sein.
Wie würdest du das neue Album in wenigen Worten charakterisieren?
Uwe: Ich versuche es mal so: Afro-Disco-Indie-Electro-Dub-Pop mit Aufbruchstimmung und Kopfnotiz…
Was ist neu oder anders im Unterschied zu den beiden Vorgängern?
Uwe: Wir sind mehr Band geworden. Die Zeit hat gezeigt, dass wir in dieser Besetzung mehr Musiker sind. Wir haben das, was Musik ist, ein Stück weit mehr zu Unserem gemacht. Wir sind jetzt ein australischer Programmierer-Nerd an den Keys und am Synth. ein halb-ägyptischer Amerikanistik Dozent an den Drums, ein hypochondrischer Maschinenkonstrukteur am Bass und ein hysterischer Designer mit Stimme, an Computer und Gitarre.
Thomas: Neu sind auch die Trompeten und ein lustiger Kaossilator von Korg.
Und wie kann man sich nun das Entstehen eines Songs bei euch vorstellen?
Thomas: Das ist ganz unterschiedlich. Meistens gibt es eine grobe Idee, das kann eine Melodie sein, die es als Fragment bereits gibt oder ein Beat, den Fatim vor sich hin trommelt. Meistens bringt Uwe jedoch einen Text und mit dem arbeiten wir dann. Uns ist es wichtig, dass der Text etwas aussagt - sobald wir wissen, wohin der Text möchte, macht die Arbeit Sinn und Spaß. Ansonsten jamt man nur schwammig vor sich hin.
Uwe, bei euren Live Auftritten trägst du manchmal eine rote Maske. Was bedeutet das für dich?
Uwe: Eine Maske ist in diesem Moment auf der Bühne wie eine Zeremonie. - Ein weiteres Stück rein.
Gibt es einen Zusammenhang mit der Musik, deiner Stimmung?
Uwe: Mit Maske kann ich noch mehr zurücklassen, noch tiefer eintauchen.
Mio Myo:
Uwe Eger: Gesang , Gitarre, Computer
Thomas Autenrieth: Bass, Gesang
Anand Sivamalai : Keyboard, Synthesizer
Fatim Boutros: Drums
Bianca Riesner: Cello in „Taxi“
Benjamin Pollach: Omnichord in „Taxi“
Anstehende Konzerte:
11er Club, Frankfurt, Do, 06 Mai
Mao, SHANGHAI, So, 09 Mai
Music Life Club, Guilin, Di, 11 Mai
Music Life Club, Guilin, Mi, 12 Mai
Vox, Wuhan, Do, 13 Mai
Livehouse, GUANGZHOU, Fr, 14 Mai
Hidden Agenda Live House, Hong Kong, Sa, 15 Mai
LX Creation, MACAO, So, 16 Mai
Idutang, Shenzhen, Mi, 19 Mai
D22, Beijing, Do, 20 Mai
Mao, Beijing, Sa, 22 Mai
Atomic Cafe, München, Fr, 28 Mai
Club Stereo, Nürnberg, Do, 03 Juni
Mio Myo: www.myspace.com/miscymusic
Mein Vogel fliegt schneller: www.credofilm.de/filme/mein_vogel_fliegt_schneller.html
Sonntag, 18. April 2010
Anna und Ayla
Brasilianische Rhythmen in Neukölln
Anna und Ayla, das sind die 24 jährige Anna und ihre Gitarre Ayla. Sie haben sich am Strand von Fortaleza (Brasilien) getroffen und begannen, vom Strand, vom Mond und dem schnellen Leben da draußen zu singen. Zurück am Strand vom Landwehrkanal wird nun auch Berlin-Neukölln besungen.
So ging ich also am vergangenen Donnerstag mit meinem Mitbewohner in eine nette kleine Bar direkt um die Ecke, in der Hoffnung auf ein bischen Lifemusik. Mit dem, was mich dort erwartete, hatte ich nicht gerechnet. Die Bar war ziemlich gut besucht, überwiegend junges Publikum, verteilt auf zwei große Räume, die durch eine alte Flügeltür getrennt waren. Die Wände waren holzvertäfelt, auf den Tischen waren Teelichter in Eisbächern, wie sie meine Oma im Schrank stehen hat, verteilt. Die sonstige Dekoration fiel eher spärlich aus, wirkte wie schnell zusammengeworfen, erinnerte an die 70er Jahre. Und inmitten dieses Ambientes stand ein Barhocker, an dem eine Gitarre lehnte.
Ich hatte es mir gerade mit meinem Bier gemütlich gemacht, auf einem der zahlreichen Sofas, da kam auch schon die junge Frau auf die Bühne, nahm die Gitarre in die Hand und setzte sich auf den Barhocker. Ihr folgte der Perkussionist Nobu. Nach einer kurzen Vorstellung und ein paar einleitenden Worten, fingen Anna und Ayla und Friends an mit ihrem Programm. Das erste Lied handelt vom Leben – wovon sonst. „Das Leben rennt, es überfährt mich“ war eine Einladung an eine Person, eine romantische Aufforderung, zusammen vom Leben überfahren zu werden. Ruhige, melodische Gitarrenklänge, begleitet von streichenden Rhythmen der Perkussion wechselten sich ab mit einem treibenden, schnellen Rhythmus.
Nicht nur das Tempo variierte. Auch die Sprache sprang von Portugiesisch nach Deutsch und wieder zurück. Eines von Annas Markenzeichen. Sie singt Passagen auf deutsch, wiederholt sie auf portugiesisch, oder singt Strophen auf der einen, den Refrain auf der anderen Sprache. Natürlich zählt sie auch einsprachige Songs zu ihrem Repertoire, wobei auch englische Texte eine Rolle spielen. Anna ist noch auf der Suche nach einem Sprachkonzept, ist sich nicht sicher darüber, was am besten beim Publikum ankommt, ob die Zuhörer ihre Texte verstehen. Zwei Jahre hat Anna insgesamt in Brasilien verbracht, dort die Sprache gelernt, Musik gehört und sich in der Sprache wiedergefunden. „Mein ästhetisches Empfinden sagt, dass diese Sprache einfach schön ist.“ Anna fühlt sich der Sprache verbunden und hat auch durch sie eine neue Ausdrucksmöglichkeit kennen gelernt. Trotzdem fiele es ihr schwer, drei Sprachen in ein Konzept zu bringen, da sie der Meinung ist, eine Sprache sei zugänglicher für die Zuhörer. Um den Leuten den Zugang zu ihrer Musik leichter zu machen, hat sie sich überlegt, zu jedem Stück eine kleine Geschichte zu erzählen. Kurz den Inhalt auf deutsch wiederzugeben um eine Vorstellung zu vermitteln.
So gibt sie kurz den Inhalt des nächsten Stücks „Weltuntergang“ wieder. Es gehe um eine WG Küche in Neukölln, in der man sich Gedanken macht – über das Leben. Mit den Fingernägeln klopft sie auf den Gitarrenkorpus, was wie eine wartende Geste wirkt. Das Warten auf eine Antwort?
Mit dem nächsten Song steigen Anna und Ayla in das vorherrschende Thema des Abends ein: der Strand. Wie ein roter Faden zieht sich die Kulisse von Sand, Meer und Sonne durch das Programm. Wie auch anders zu erwarten, wo Anna doch bis vergangen März noch am Strand von Brasilien gewohnt hat.
Für ein Jahr hat sie dort einen selbstorganisierten Uniaufenthalt gehabt, war so oft es ging am Strand. Dort ist auch die Geschichte von Anna und Ayla entstanden. Nach einigen eher wenig erfolgreichen Bandprojekten hatte Anna die Nase voll davon, abhängig von anderen zu sein, besonders von männlichen Instrumentalisten. Da sie aber doch nicht ganz alleine sein wollte, gab sie ihrer Gitarre den weiblichen Namen Ayla und nahm sie mit ins Boot. Es sollte eine Art Frauenprojekt werden, unabhängig von anderen, aber doch nicht allein. Schnell bot sich ihr die Möglichkeit, in einer Strandbar aufzutreten, gemeinsam mit anderen Künstlern und auch alleine. Spielte sie am Sonntagnachmittag auf der Bühne, bekam sie Kost und Logis fürs ganze Wochenende – ein fairer Deal.
Generell funktionierten ihre Auftritte in Brasilien anders als hier in Deutschland. Dort wird fast erwartet, dass sie große Hits von bekannten Bands covert. Die Leute finden eigene Stücke schon toll, hören aber dennoch lieber das, was sie kennen, wo sie mitsingen können. Zurück in Berlin kann Anna dann einen ganzen Abend lang ihre eigenen Sachen spielen. Da kann sie auch mal den Text vergessen und Strophen einfach zweimal singen, ohne dass es jemand bemerken würde. Bei international bekannten Liedern ist dies schon schwieriger. Die Angst, Passagen zu vergessen, ist Annas große Nervosität bei Auftritten. Doch die verfliegt meistens ganz schnell während der ersten paar Minuten des Auftrittes.
Auch auf dem Konzert wirkte sie von Minute zu Minute sicherer, erzählte die Geschichten, als ob sie es schön seit Jahren täte. In der zweiten Hälfte setzte sie sogar einen Hut auf um an Michael Jackson zu erinnern. Sie sei kein großer Fan gewesen, fand aber seine Musik dennoch sehr gut und inspirierend. Der Hut hatte auch eine andere Funktion: Am Ende gab Anna ihn rum, Gage bekommt sie von der Bar nicht. Der Song Earth von Micheal Jackson war auch einer der wenigen Coversong in dem Programm. Hier in Deutschland wird erwartet, dass die performenden Künstler auch Autoren sind von dem was sie vortragen. Doch damit hat Anna kein Problem, ihr eigenes Repertoire reicht bis zu 1 ¾ Stunden. Genug, um einen Abend gut auszufüllen. Eine CD hat sie auch in Brasilien produziert, die mittlerweile jedoch schon fast vergriffen ist. Eine Neuauflage ist geplant.
Wie es mit Anna und Ayla in Zukunft weiter geht, ist noch nicht ganz klar. Auf jeden Fall versucht sie immer ein paar Konzerttermine in Aussicht zu haben. Allerdings auch nicht zu häufig, da es schwer sei, jede Woche eine Bar mit Publikum zu füllen. Deshalb möchte sie ihre Auftritte auch etwas differenzieren, vielleicht mal auf einer Vernissage spielen, an einem Filmprojekt musikalisch mitwirken und auf Festivals singen. Ein Brasilienaufenthalt sei auch schon geplant, mit Aussicht, wieder in der Bar spielen zu können, wo alles angefangen hatte. Back to the roots.
Für weitere Infos: http://www.myspace.com/annaayla
Donnerstag, 11. Februar 2010
„Welcome to the Asylum, Plaguerats!“
Emilie Autumn am 8.Februar, 2010 im Postbahnhof, Berlin
Ein riesig-rundes Gestell mit einer Leinwand und zahlreichen Zahnrädern bestickt ist das erste, was ins Auge springt. Sekunden später machen sich erst die weiteren, unzähligen Details des Bühnenbildes bemerkbar: Puppen, Teetassen, Kerzen, Totenköpfe, Ratten, zuckersüße Törtchen, Löffel, viel rosarot und viele Streifen. Alles ein wenig abgenutzt, grotesk und verrückt.
Das ist es eben, was Emilie Autumn und ihren Stil ausmacht.
Während das Auge noch auf Entdeckungstour ging, erklang humorvoll-klassische Musik, die ein wenig an Zirkus und Kuriositätenkabinett des 19. Jahrhunderts erinnerte. Sehr passend. Nach einiger Wartezeit betraten sie dann endlich die Bühne: Contessa, Aprella, Veronika und schließlich Emilie persönlich, allerdings hinter der Leinwand mit selbst genähtem Rattenkostüm. Jedoch ist auch dieses, wie die anderen, zum Großteil selbst hergestellten Kostüme, bestückt mit zahlreichen Pailetten, bunten Bändern, niedlichen Rüschen und raffinierten Raffungen.
Noch immer hinter Leinwand, erklingt das erste Stück: „4 O'Clock“ untermalt mit Schattenspielen von Emilie. Währenddessen tanzen und singen die verbliebenen drei Damen mit Pistolen, Ballettschuhen und glitzernden Gummiäxten. So zog sich die Show auch weiter durch den Abend. Doch nicht immer wurden Songs gespielt: Zwischenzeitlich, wahrscheinlich damit die anderen ihre Kostüme und Korsetts wechseln konnten, unterhielt dann Miss Emilie Autumn allein das Publikum mit witzig-kessen Sprüchen und Gesangseinlagen, die sie selbst begleitete. Ein andermal tanzte Veronika mit Federfächern auf der Bühne oder holte Mädchen aus dem Publikum um mit ihnen das „Ratgame“ zu spielen.
Die Songperfomances selbst, konnten sich ebenso sehen lassen. Es wurde Feuer geschluckt, mit Schirmchen gespielt, Luftballons geworfen, auf einem goldenen Rollstuhl herumgeturnt und Tee ins Publikum gespuckt. Abgerundet wurde dann alles mit den Geigensoli Miss Autumns, die, verstärkt durch Distortion- und Overdrive-Effekte, mit vielen Gitarrensoli des Rock und Metal mithalten konnten. Zum Abschluss kam dann die eigene Variante des berühmten Stückes „Bohemian Rhapsody“ von Queen, die durchaus gelungen war und ihren ganz eigenen Charme durch die Darstellung Emilie Autumns gewann.
Emilie Autumn und ihre Shows sind eine Mischung aus Burlesque, Freak Show, Kinderzimmer, Ballett, Feuertanz und Irrenhaus, nur irgendwie wie vor 150 Jahren. Das Bühnenbild überzeugt mit liebevollen Details und auch musikalisch hat die Amerikanerin mit ihrem „ViktorIandustrial“ einiges zu bieten. Wer sich darauf einlässt, wird auf jeden Fall begeistert sein.
Mittwoch, 3. Februar 2010
RotFront
Das Emigrantski Raggamuffin Kollektiv nennen sie sich. Bis zu zehn Musiker aus der Ukraine, Ungarn, Australien und Deutschland gehören zur Berliner Band RotFront. Eine so große Band ist nicht immer leicht zu koordinieren. Vor allem, wenn jeder eine andere Sprache spricht. Doch etwas Schönes hat die Musik - man muss nicht eine gemeinsame Sprache sprechen, um zusammen zu musizieren.
Ich habe mich mit den zwei Gründern der Band, dem Ukrainen Yuriy Gurzhy (Russendisko) und dem Ungarn Simon Wahron (Hungaro Groovers) getroffen. Wir unterhielten uns über ihre Musik, das Bandleben und wie man es schafft so viele Musiker unter einen Hut zu bekommen.
inpopnito: Seit wann lebt ihr in Berlin?
Simon Wahorn: Ich bin seit 12 Jahren in Berlin.
Yuriy Gurzhy: Ich seit 14.
inpopito: Warum seid ihr nach Berlin gekommen?
S: Ich habe geheiratet.
Y: Und ich hatte die Gelegenheit, weil meine Eltern bzw die ganze Familie hierher migriert ist. Ich hatte die Wahl mitzukommen oder zu bleiben. Früher war es schlimmer, da war das nur so ein One-Way-Ticket. Bis Mitte der 80er Jahre konnte man nicht mehr zurück, wenn man ins Ausland gegangen ist. Zu meiner Zeit war das nicht mehr so. Ich bin erstmal mitgekommen und habe geschaut, wie es mir gefallen hat und es hat mir gefallen, also bin ich geblieben.
Yuriy, du nennst es dein zweites Zu Hause – das Kaffee Burger – was bedeutet dieser Club für dich und deine Musik?
Y: Also wir sind eigentlich alle im Kaffee Burger aufgewachsen. Ich veranstalte da inzwischen seit fast 10 Jahren die Russendisko. Und Simon hat da seine Hungaro Groovers, eine Diskotanzveranstaltung aufgebaut. Wir haben im Kaffee Burger mit RotFront unser zweites Konzert gegeben und seitdem spielen wir da regelmäßig und außerdem haben wir seit kurzem auch unseren Proberaum dort. Zwei Mal im Monat Russendisko, mindestens ein Mal im Monat ein RotFront-Konzert, ein paar Mal im Monat Proben und da hast du es. Ich gehe kaum aus. Ich habe ein Kind zu Hause und RotFront und alle meine Auftritte in und außerhalb Berlins reichen mir vollkommen aus. Deswegen ist Kaffee Burger der Ort, wo ich immer wieder hingehen muss.
Eure Band RotFront wächst und verkleinert sich ständig. Wer gehört zum sogenannten Harten Kern der Band?
S: Eigentlich wir beide. Wir sind von Anfang an dabei.
Y: Wir haben das ins Leben gerufen. Es gibt kaum Menschen die es überstanden haben in diesen fünf, sechs Jahren seitdem es die Band gibt. Im Moment haben wir eine ziemlich feste Besetzung, das sind so bis zu zehn Menschen. Wenn es darum geht wie z.B. zu Touren, da kommen Transportprobleme vor und da muss man das Ganze ein bisschen strukturieren. Aber wenn wir in Berlin spielen, dann gibt es schon eine ganze Menge Leute, die unsere Stücke kennen, also Musiker, die schon mal mit uns gespielt haben. Die kommen dann und machen mit. Am Morgen vor dem Konzert, bis kurz vor dem Konzert wissen wir nicht, wer bei uns auftaucht.
Woher kommen die ganzen Musiker? Kennt ihr die oder schleppt die jemand mit?
S: Wir haben schon seit 2-3 Jahren so eine einigermaßen feste Besetzung. Und die anderen werden von denen dann mit ins Boot geholt. Wenn sie keine Zeit haben, dann kommt eben jemand anderes. Und so entwickelt sich das. Und die Freunde haben dann andere Freunde, die sie auch mitbringen.
Y: Die Leute, die zwei, drei mal mit uns gespielt haben, die bleiben dann auch. Hast du einmal bei RotFront gespielt, dann bleibst du, das ist so wie der Präsident der USA. Also bist du einmal Präsident, dann bist du immer Präsident. Alles bleibt eine Familie. Die Leute, die in den letzten drei, vier Jahren dabei waren bleiben auch Familienmitglied, es sei denn, wenn sie außerhalb von Berlin wohnen oder andere Sachen haben, dann können sie nicht mehr aktiv teilnehmen.
Verstehen alle Bandmitglieder alle vier Sprachen die ihr singt, also englisch, deutsch, russisch, ungarisch?
Y: Nein. Ich verstehe z.B. kein ungarisch und Simon kein russisch. Aber wir erzählen uns worum es in den Texten geht. Meistens ein paar Jahre später, nachdem der Song entstanden ist. Was singst du da eigentlich?, Ach so?
Wie unterhaltet ihr euch alle untereinander in der Band?
Y: Na eben deutsch, ungarisch,... (lachen). Nee, deutsch ist die Bandsprache. Es könnte auch theoretisch englisch sein, eine Sprache, die die absolute Mehrheit der Bandmitglieder spricht, aber wir sind ja auch eine Berliner Band. Wir müssen unser deutsch verbessern und üben.
Auf welcher Sprache singt ihr am liebsten?
S: Alle!
Y: Ich würde schon sagen, wir genießen die Vielfalt. Auf ungarisch können nur Simon und Dorka singen, weil sie eben Ungarn sind. Deutsch vertritt meistens der Mad Milian unser MC. Ich singe dann russisch und englisch. Man kann nicht sagen, was so unsere Lieblingssprache ist, denn nicht alle sprechen alle Sprachen. Aber es ist super, wenn die Leute im Publikum plötzlich verstehen worum es geht. Wir singen keine Sprache, die vom Publikum nicht verstanden wird. Das macht auch so ein bisschen Berlin aus, die Stadt in der so viele Nationalitäten leben. Das es so wird, haben wir von Anfang an beschlossen, also, dass wir alle Sprachen singen, die wir kennen.
Ist es schwer so viele Bandmitglieder unter einen Hut zu bringen? Wie läuft das im Studio oder bei den Proben?
S: Katastrophal.
Y: Stimme ich absolut zu. Es gibt nichts schlimmeres. Alle Bandmitglieder sind professionelle Musiker im Sinne, dass sie von Musik leben. Und fast jedes Bandmitglied hat sein eigenes Projekt. D.h., dass sie mit anderen Bands zu tun haben. Wenn sie sich dann an einem Ort versammeln sollen, dann wird es schwierig. Unser Schlagzeuger spielt bei SIDO, unsere Sängerin Dorka ist eine Schauspielerin und hat ab und zu mal zwei/drei Monate lang Dreharbeiten. Es ist schwierig, aber wir schaffen das. Es macht Spaß und das ist wie ein Puzzle, das man immer wieder neu zusammenbauen soll.
S: Man vergisst auch oft, wie die heißen. Wer kommt, wer kommt nicht, auf wen sollen wir noch warten?
Y: Genau, das ist das Schlimmste! Wenn wir einen Termin haben, losfahren und dann feststellen, dass wir jemanden vergessen haben.
Ist das schon mal passiert?
Y: Mehrmals. Das passiert fast jedes Mal.
Was zeichnet die Musik von RotFront aus und was die von Russendisko? Was sind Unterschiede und was Gemeinsamkeiten?
Y: Es gibt Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Russendisko, das ist eine Musik, die ich und mein Freund und Kollege Wladimir Kaminer „exportieren“. Also das ist Musik, die aus Osteuropa kommt. Deswegen wird hauptsächlich auf russisch und slawischen Sprachen gesungen, also die Sprachen der Ex-Sowjetunion. RotFront ist eine Berliner Band und auch mit all den Konsequenzen davon. Es gibt wenig Bands, z.B. Russen in der Ukraine, die auf deutsch singen würden. Aber es gibt ein paar. Wir singen über unser Leben in Berlin. Wir mögen wahrscheinlich mit den anderen Bands auch die gleiche Musik und lassen uns von den gleichen Sachen beeinflussen.
Auf der neuen Balkanbeats CD ist auch eins eurer Lieder zu finden, wie läuft das? Kennt ihr DJ Robert Soko oder schickt ihr ihm eure Lieder zu?
Y: Wir kennen uns seit Jahren. Vor ca. sieben Jahren haben Simon, Robert und ich eine Veranstaltung organisiert. Die hieß Osteuropa – Soundsystem - Clash mit Balkanbeats, Hungaro Groovers und Russendisko. Das fand in Pankow, in der Alten Zigarettenfabrik statt. Es war auch relativ schlecht besucht. Aber wir sind ja die Pioniere und das ist wohl das Schicksal der Pioniere, glaube ich. Wir haben damals festgestellt, dass es ganz viele Gemeinsamkeiten in der Musik, aus unseren Ländern, gibt. Und das wollten wir auch feiern. Auf der musikalischen und menschlichen Ebene funktionierte das und seitdem haben wir Kontakt. Mit Robert sehen wir uns immer wieder. Er war auch als Special-Guest auf unserer Release-Party-Woche im Kaffee Burger und ich weiß nicht mehr, wer ihm die CD gegeben hat, ich glaube, dass unsere Plattenfirma das war. Er hat die Platte geliebt. Auf der Release-Party meinte er, dass er den Song „B-Style“ gerne für seine Platte verwenden würde und so ist das dann auch geschehen.
Du hast gerade gesagt, dass ihr damals in der Zigarettenfabrik festgestellt habt, dass Gemeinsamkeiten in der Musik aus euren verschiedenen Ländern existieren. Was sind das für welche?
Y: Die Musik, die wir auflegen wird auch sehr von Volksmusik dieser verschiedenen Länder inspiriert. Im Fall von Ex-Jugoslawien und Russland/Ukraine, haben die Sprachen mehr gemeinsam, als das z.B. mit Ungarisch der Fall ist. Es war damals sehr vermischt. Musikalisch ist es immer so gewesen, also noch vor 100 bzw 200 Jahren, dass die Ukrainer auf jüdischen Hochzeiten gespielt haben, die Zigeuner haben überall gespielt und sich immer ausgetauscht. Wir stellen immer wieder fest, wenn wir uns was gegenseitig vorspielen, dass da wo einer denkt, das komme aus seinem Land, sagt ein anderer, dass habe er auch schon mal gehört und es gibt eine Aufnahme, die ist noch älter als die andere, etc. Dieser Versuch Musik in eine Schublade zu stecken, das ist Balkan, das ist Russland, das ist Ungarn und weiß ich was, das ist eine Marketingstrategie. Das existierte vor 100 Jahren noch nicht. Es war auch damals viel natürlicher. Es geht nicht darum, welche Nationalität derjenige hat, der das singt oder spielt. Es geht darum, ob Musik groovt oder nicht. Wir sind alles passionierte Musikliebhaber. Als wir damals auf Tanzveranstaltungen voneinander hingegangen sind, haben wir plötzlich neue Musik für uns entdeckt, mit der wir uns einigermaßen identifizieren konnten. So entstand auch die Idee von RotFront. Wir wollten all diese Gemeinsamkeiten, aber auch Dinge, die wir sonst nicht kannten, sprachen, etc so manche Melodien usw zusammenzubringen und im Rahmen einer Band verwirklichen.
Wie erklärt ihr euch den großen Durchbruch von Balkanbeats und Russendisko hier in Europa und der Welt?
Y: Ich glaube die Geschichte der Popmusik hat viele Beispiele dafür. Es gibt immer wieder neue Trends, neue Wellen, die später ins Mainstream integriert werden. Es hat geopolitische Gründe. Jetzt wächst Europa zusammen und man entdeckt die Musik der Nachbarn, vor dem man eigentlich jahrelang eher Angst hatte und dachte, da stimmt was mit dem nicht – Kommunisten, Ostblock und so. Nachdem man jahrelang eigentlich schon immer gleichaufgenommenen Pop aus dem Radio, von MTV, usw kennt, entdeckt man, dass da eine ganz andere Welle kommt, die auch nicht zu exotisch ist, um sie nicht zu verstehen, sondern eher groovende Musik aus den neuen Ländern. Da freut man sich natürlich, wenn man etwas hört, dass man nicht kennt und was man liebt.
S: Weil alles so langsam eingebaut wird in die Musik. Deswegen heißt die Platte „Emigrantski Raggamuffin“. Wir haben einen Pass drin, für die Emigrantski Republik.
Was bedeutet Raggamuffin?
Y: Raggamuffin, das ist eine der Richtungen im Reggae, die seit ungefähr Anfang/ Mitte der 70er existiert. Unsere Musik ist kein Raggamuffin. Das ist eher so ein Gesangsstil. Es kommt wahrscheinlich auch u.a bei uns vor, aber es ging uns eigentlich eher darum, eine eigene Sparte zu schaffen. Diese bekloppte Strategie Musik zu benennen, damit man sie besser verkaufen kann. Es war unsere Ironie. Wir dachten, wir wollen irgendwie unser eigenes Label, unsere eigene Beschriftung haben. Und dann haben wir uns „Emigrantski Raggafmuffin“ ausgedacht, denn es klingt cool und weckt Assoziationen in den Leuten. Unsere Musik hat auch was mit Reggae zu tun, wir spielen das schon ab und zu. Wir sind Emigranten und sehen die Welt mit den Augen der Emigranten. Wir sind Insider und Outsider gleichzeitig. Und deswegen Emigrantski.
Entschuldige Simon, ich habe dich unterbrochen. Du warst dabei zu erzählen, was das mit dem Pass in eurem Booklet für die Emigrantski Republik auf sich hat.
S: Es geht darum, in diesem Europa verschwinden immer mehr die Grenzen, man reist immer günstiger und schneller. Es entsteht ein neues Volk, das Volk der Emigranten. Früher waren die Grenzen, Mentalitäten und Völker sehr wichtig und stark. Wenn man ein Leben in einer gleichen Stadt, gleichem Dorf, gleichem Land lebt und dreimal in Urlaub fährt, dann ist das eine ganz andere Sichtweise als sie heute die Leute haben, die zwangsläufig unterwegs sind und immer mehr dazu gezwungen sind andere Kulturen kennenzulernen und sich darauf einzulassen. Und die Emigranten, die bereit sind ihr Land zu verlassen und eine neue Sprache zu lernen und Kultur kennenzulernen, werden ähnlich, egal woher sie kommen. Und das ist wie ein neues Volk. Das hat auch damit zu tun, dass diese verschiedenen Musikrichtungen zusammen gemischt werden. Das gab es auch schon früher. Das diese Balkanmusik oder osteuropäische Musik so erfolgreich ist, das hat was damit zu tun, dass jetzt mehr Musiker sich austauschen können. Die Ungarn konnten nicht reisen und jetzt können sie das und kommen nach Berlin oder Paris und machen da Musik und kommen mit anderen Menschen zusammen und machen eine neue Musik. Es ist alles Musik, die von verschiedenen Einflüssen zusammengemischt wurde und deswegen so populär geworden ist. Es wurde einfach eingebaut in die Popmusik.
Y: Vor ein paar Monaten hatten wir ein Interview mit einem Musiktechnik-Magazin und da haben wir zum Ersten Mal darüber gesprochen, wie es damals noch im Ostblock Mitte/ Ende der 80er mit der Musiktechnik aussah. Wir spielen ja beide seitdem wir Kinder sind. Da hatte man so die Gitarren und Verstärker usw die in Ungarn oder Russland produziert wurden. Man war arm und man hatte kaum Möglichkeit eine gute Technik zu kaufen, deswegen klang das auch alles so scheiße, egal, ob ein Musiker gut oder schlecht war. Und jetzt, wo die Welt ein bisschen offener geworden ist, man bekommt richtige Instrumente, lernt mit Computer umzugehen und die Sachen aufzunehmen, klingt das alles auch besser. Die Musik, die schlecht klingt, auch wenn sie an sich gut ist, die kommt bei jemanden, der gewissen Standarten gewohnt ist nicht durch. Die Ohren bekommen es nicht mit. Die Musik, die heutzutage mit den höchsten Standarten der Technik aufgenommen wird, groovt und unbekannt ist, groovt anders als die neue Platte von Beyonce.
Wie kommt eure Musik in euren eigenen Ländern, in der Ukraine und in Ungarn, an?
S: In Ungarn super. Vor zwölf Jahren habe ich eigentlich mit Ungarn Schluss gemacht und wollte da gar nicht mehr hin. Dann plötzlich als wir unser erstes Konzert vor zwei Jahren da hatten, kamen viele Leute und es hat sich herausgestellt, dass wir dort große Fangemeinden haben. Und wir werden jetzt wahrscheinlich öfter da spielen.
Wo denn zum Beispiel?
S: Bei verschiedenen Festivals, z.b. beim Sziget-Festival (11.-16. August 2010). Es gibt auch andere Anfragen, aber es ist schwierig eine anständige Gage zu bekommen.
Y: Wir sind auch eine riesige Band.
S: Und es ist anstrengend da runter zu fahren, aber jetzt funktioniert es.
Y: Aus der Ukraine kam jetzt auch die erste Anfrage vor ein paar Tagen, für ein Festival. In Ungarn haben wir einen Vertrieb und die vertreiben auch einigermaßen unsere Platten und in der Ukraine fehlt uns das noch. Es ist auch schwierig für einen Veranstalter eine Band mit zehn Menschen und deren Gagenvorstellungen zu holen. Aber über Blogs merke ich, dass die Leute unsere Musik schon kennen. Kommt irgendwie über ganz unterschiedliche Wege an die Leute ran. Vor einer Woche haben wir im Lido gespielt. Und ich wurde nach dem Konzert von einem ukrainischen Musiker aus einer Band, die ich kenne und auch mag nach Fotos etc gefragt. Dabei bin ich ein großer Fan seiner Band. Ich sehe uns nicht als eine reine Band von dieser Balkanwelle. Davon würden wir uns gerne distanzieren. Wir kommen nicht aus den Balkanländern. Wir lieben diese Musik. Aber genauso lieben wir Old-School-Hip-Hop, Reggae, Ska. Da wo es tausende Bands gibt, die sich gerne dazuzählen, sagen wir, wir sind keine Balkanbeats, keine Russendisko, sondern wir sind das „Emigrantski Raggamuffin-Kollektiv“. Es sind alles Elemente unserer Musik, aber wir sind eben was anderes und wir machen Musik für alle. Nicht nur für eine kleine Clubparty.
Wo seht ihr RotFront als Band. Seid ihr eher eine politische oder eine Party-Band?
Y: Alles, Politik fängt im Alltag an. Ich gucke kein Fern und lese keine Zeitung. Für mich findet Politik auf einer anderen Ebene statt. Diese Musik hier in Berlin zu spielen, auf diesen Sprachen, überall auf der Welt sie live zu spielen, das ist eine politische Aussage. Wir sind vier oder fünf Nationalitäten in der Band, wir haben keine gemeinsame Muttersprache und kommen prima miteinander klar. So sollte es sein. Die Leute können prima miteinander umgehen, sie werden immer gemeinsame Sprache finden. Sind stolz auf ihre Wurzeln, können auch woanders leben, aber sie kommen miteinander klar. Das ist unsere politische Aussage. Politik heißt nicht gleich ein siebzigjähriger, weißhaariger Typ in Kostüm und mit einem Koffer. Wir machen Politik auf unserer Ebene. Wir sind natürlich auch eine Partyband. Das sieht man auf unseren Konzerten.
Balkanbeats und Russendisko: Musik von Immigranten in Berlin
Balkanbeats und Russendisko gehören zu Berlin wie der Fernsehturm oder die Museumsinsel. Sie sind aus der Stadt nicht mehr wegzudenken. Was klein in Berliner Untergrundclubs angefangen hat, ist inzwischen zu einer riesigen Partyszene angewachsen. Bei dieser Musik handelt es sich um die Musik des Ostens, des Balkans. Wobei schon der Begriff „Balkan“ umstritten ist. Seit Jahrhunderten ist unklar, welche Länder überhaupt dazugehören. Auch musikalisch ist das nicht anders. Auf den Balkanbeats-CDs von DJ Robert Soko kommen nicht immer alle Bands aus dem sogenannten Balkan. Einige Bands sind sogar geografisch sehr weit davon entfernt. Aber ihre Musik klingt so wie wir uns die Musik aus dem Balkan vorstellen: Folkloristisch, manchmal mit einem Blasorchester und in Sprachen, die kaum ein Deutscher versteht.
Die Berliner Szene-Bands
Im Jahre 2000 kam ein Buch auf den Markt, das auf amüsante Art und Weise das Leben der Immigranten in Berlin beschreibt. Das ist nicht immer leicht. Deutsch ist eine schwere Sprache, die Kultur ist anders und einigen Osteuropäischen Einwanderern fehlt einfach etwas ganz essentielles – die heimatliche Musik. Und genau die exportieren der Russe Wladimer Kaminer und sein ukrainischer Freund und Kollege Yuriy Gurzhy nach Berlin. Das von Wladimir Kaminer geschriebene Buch „Russendisko“ erhielt den Namen von der seit 1999 zweimal monatlich im Kaffee Burger stattfindenden Party. Schnell wurde aus dem Exportgeschäft russischer Musik ein Renner und bis heute ist die Russendisko nicht aus Berlin wegzudenken.
Schon neun Jahre vorher fing der aus Bosnien stammende Robert Soko an, in Berlin seine Musik aufzulegen. Anfangs war es noch Jugoslawischer Rock´n´Roll, Punk und Ska. Später entdeckte er die Musik aus Filmen des serbischen Regisseurs Emir Kusturica. Er ließ sich von der Musik der Roma-Brass-Bands, was nichts anderes als Blech-Blasorchester sind, dieser Filme beeindrucken. Und schon bald wurde er der Pionier, der anfing die Volks- und Roma-Musik des Balkans mit anderen Stilen wie Ska, Klezmer, Jazz und Elektro zu verbinden. So entstand aus der klassischen Balkan-Blasorchester-Musik eine neue, spannende Mischung aus Tradition und Moderne.
Schnell stiegen die kleinen Partys der kreuzberger Untergrundszene auf und nahmen immer größere Ausmaße an. Lange fanden sie im Mudd-Club statt, bis sie ihr neues zu Hause im Lido, in Berlin Kreuzberg fanden. Inzwischen gibt es eine gute Ansammlung von CD´s mit Robert Sokos besten Mixen des Balkanbeats. Da viele Leute immigrieren, wird auch die Palette auf diesen CDs immer größer. Es gibt nicht mehr nur Bands aus dem sogenannten Balkan, sondern auch welche aus den USA oder Belgien auf diesen Platten.
So entstand nach und nach eine nicht zu verachtende Musikszene von osteuropäischen Immigranten in der deutschen Hauptstadt. Die Liste, der Bands, deren Mitglieder größtenteils aus dem Osten kommen wächst stetig an. Neben den Berliner Erfindungen Russendisko und Balkan Beats zählen noch die Berliner Bands Miss Platnum und RotFront zu den bekannteren aus dieser Szene. Was verbindet sie? All diese Menschen sind Emigranten und haben ihre neue Heimat in Berlin gefunden. Einige, wie Miss Platnum, räumen mit den Vorurteilen des Ostens auf, andere wie Russendisko exportieren die Musik aus ihren Heimatländern und nehmen sie neu auf oder wieder andere, wie RotFront singen einfach über ihr Leben als Immigranten in Berlin.
Was haben die Bands gemeinsam? - Sie sind Emigranten
In den 90er Jahren brachen verschiedene Kriege in der Balkanregion aus. Krieg ist mit einer der Hauptgründe, dass viele Menschen diese Region verließen und nach Westen zogen. In Städten wie z.B. Berlin begegneten sich dann die verschiedenen Flüchtlinge, suchten in den Berliner Clubs die Musik, die sie aus ihrer Heimat kannten oder spielten sie einfach selber.
So wächst und gedeiht die Musik Osteuropas prächtig in Berlin. Die Musiker sind keine Berliner, prägen aber die Berliner Musikszene. Etwas, das sehr typisch für die deutsche Hauptstadt ist. Es gibt viele Menschen, die in Berlin wohnen und keine Berliner sind. Sie machen die Stadt aber zu dem, was es ist: multikulturell, offen und lebendig. „Wir sind Immigranten und sehen die Welt mit den Augen der Immigranten. Wir sind Insider und Outsider gleichzeitig.“, sagt Yuriy Gurzhy, Gitarrist und Sänger der Band RotFront.
Ruth Maria Renner alias Miss Platnum, Yuriy Gurzhy, Simon Wahorn, Robert Soko, all diese Musiker sind aus den verschiedensten Gründen nach Berlin gekommen. Manchmal sind das ganz „banale“ Gründe, wie eine Heirat, manchmal sind es die besseren Lebensumständen die sie und ihre Familie nach Berlin zog. Aber sie sind geblieben, weil ihnen das Leben in der bunten Hauptstadt gefällt.
Viele Berliner Musiker kennen sich untereinander und besuchen sich gegenseitig auf ihren Konzerten. Manchmal fällt ihnen dabei auf, dass es ganz viele Gemeinsamkeiten ihrer Musik gibt, obwohl sie aus unterschiedlichen Ländern kommen. „Wir stellen immer wieder fest,“ sagt Yuriy Gurzhy, „wenn wir uns was gegenseitig vorspielen, dass da wo einer denkt, das komme aus seinem Land, sagt ein anderer, dass habe er auch schon mal gehört und es gibt eine Aufnahme, die ist noch älter als die andere, etc“. Das, was die osteuropäischen Musiker noch verbindet, ist die Kultur und die Geschichte ihrer Länder. In den Ex-jugoslawischen Ländern (Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzogowina, Jugoslawien, Montenegro, Kosovo und Mazedonien) sind die Sprachen, die Kultur und die Geschichte zum größten Teil ähnlich und auch das prägt, schweißt zusammen und findet sich in ihrer Musik wieder.
Simon Wahorn, ebenfalls Mitglied der Band RotFront sieht sogar ein neues Volk entstehen, das Volk der Immigranten: „In Europa verschwinden immer mehr die Grenzen, man reist immer günstiger und schneller. Die Immigranten, die bereit sind ihr Land zu verlassen und eine neue Sprache und Kultur kennenlernen, werden ähnlich, egal woher sie kommen. Und das ist wie ein neues Volk.“ So wie in Europa die Grenzen verschwinden und der Kulturaustausch immer größer wird, so weichen auch die Grenzen in den musikalischen Genres auf.
Der Klang der Volksmusik in Südosteuropa
Volksmusik gibt es in Hülle und Fülle. Sie wird meist durch Mundpropaganda übertragen und deswegen verändert sie sich auch sehr schnell. In den Ländern Südosteuropas erklingt die Musik nie allein, sondern sie ist immer mit dem Tanz verbunden. Die Volksmusik dieser Länder lässt sich schwer zusammenfassen, da die Musik sehr unterschiedlich ist. Ein paar Gemeinsamkeiten könnte man z.B. in der Rhythmik und der Melodik finden. So werden oft ungerade, schnelle Rhythmen im z.B. 7/8 , 9/8, 11/8, 13/8 – Takt genutzt und andere Melodie-Skalen, in denen auch Vierteltöne vorkommen. Diese Rhythmen und Melodie-Skalen sind bei uns nicht typisch, weshalb uns die Musik neu und interessant erscheint.
In all den „Balkan-Ländern“ gibt es die verschiedensten Instrumente von Flöte über Dudelsack bis zu Blasorchestern. Besonders die letzteren tauchen oft in der Musik der neuen Balkanwelle auf.
Eine weitere typische Art der südosteuropäischen Volksmusik sind die Volksgesänge. Von Bulgarien bis Slowenien sind sie sich sehr ähnlich. Sie werden mehrstimmig gesungen, wobei es von Ort zu Ort unterschiedliche Stilarten gibt. In Westserbien z.B. wird in Sekundabständen, in Zentralserbien häufig in Terz- oder Quint-Abständen gesungen. In Rumänien, ein Land das eigentlich nicht zum Balkan gehört, ist das auch so. Da stehen drei Frauen in einem Dreieck zueinander. Zwei Frauen stehen sich gegenüber und singen im Sekundabstand, während die Dritte, die den anderen Beiden gegenübersteht sogenannte „Jauchzer“ von sich gibt. Auch in Russland und der Ukraine gehören Frauenchöre zur typischen Volksmusik. Und ebenfalls der jüdische Klezmer-Sound ist in den Regionen des Balkans und in Russland zu finden.
So haben die Länder Osteuropas musikalische Schnittpunkte, sind aber doch sehr unterschiedlich.
Wenn man genau den Balkanbeats CD´s von Robert Soko oder der Musik Miss Platnums zuhört, findet man die ein oder andere musikalische Gemeinsamkeit mit der Volksmusik aus Südosteuropa.
Es entsteht eine Musik, folkloristisch gepaart mit der Moderne
All die in diesem Artikel genannten Künstler sind in den Plattenläden u.a. unter der Rubrik „Weltmusik“ zu finden. Wobei die verschiedenen Bands gerne ihr eigenes Genre eröffnen würden.
Auch in der Schublade der Balkanbeatwelle möchten sich nicht alle Bands wiederfinden. RotFront möchte sich sogar eher davon distanzieren. „Da wo es tausende Bands gibt, die sich gerne dazuzählen, sagen wir, wir sind keine Balkanbeats, keine Russendisko, sondern wir sind das „Emigrantski Raggamuffin-Kollektiv“ (Yuriy Gurzhy). Mit diesem Titel ihres ersten Albums eröffnet die Band gleich ihre eigene Sparte. „Emigrantski“, dass ist russisch und bedeutet „von Emigranten“ und „Raggamuffin“ ist eine dem Rap ähnliche Spielart des Reggae, die jedoch nicht wirklich in der Musik der Berliner Band auftaucht. „Es kommt wahrscheinlich auch u.a bei uns vor, aber es ging uns eigentlich eher darum, eine eigene Sparte zu schaffen. Diese bekloppte Strategie Musik zu benennen, damit man sie besser verkaufen kann. Es war unsere Ironie. Wir dachten, wir wollen irgendwie unser eigenes Label, unsere eigene Beschriftung haben“, sagt Gurzy.
Anders ist es bei Miss Platnum. Sie beschreibt ihre eigene Musik als Mischung aus folkloristischer Balkanmusik und modernem R’n’B und HipHop. Für ihre neue CD „The Sweetest Hangover“ fuhr sie bis nach Belgrad, um ihrer Musik den „Balkantouch“ des Boban i Marko Markovic Orkestar´s zu verleihen.
Die Musik, die wir bei all diesen Bands finden ist folkloristisch gepaart mit der Moderne. Vielleicht hängt das mit der heutigen Technik zusammen. Yuriy Gurzhy sieht das folgendermaßen: „Man war arm und man hatte kaum Möglichkeit eine gute Technik zu kaufen, deswegen klang das auch alles so scheiße, egal, ob ein Musiker gut oder schlecht war. Und jetzt, wo die Welt ein bisschen offener geworden ist, man bekommt richtige Instrumente, lernt mit Computer umzugehen und die Sachen aufzunehmen, klingt das alles auch besser.“
Modern wirkt diese Musik, neben der besseren Technik auch dadurch, dass sich die verschiedensten Stile mixen. Bei den meisten Bands werden die volksliedhaften Melodien mit Ska, Hip-Hop, Reggae oder Elektro gemischt. Das macht die Musik dem „westlichen“ Publikum auch zugänglicher und könnte mitunter die Geheimzutat des Erfolgsrezeptes „Osteuropäischer Musik“ sein.
Einflüsse anderer Musiker aus Osteuropa
Auch die Filme Kusturica´s sind dafür verantwortlich, dass die Musik des Balkans gut im „Westen“ ankommt. Mit Filmen wie „Underground“ (1995) oder „Time of the Gypsies“ (1989) zeigt der serbische Filmemacher die geschichtlichen Geschehnisse seiner Heimat mit Ernst und Humor zugleich. Untermalt sind diese Filme mit - wie kann es anders sein – Musik vom Balkan. Viele Soundtracks entstammen der Feder eines berühmtesten Komponisten dieser Region: Goran Bregović. Wie Kusturica ist auch er in Sarajevo (Bosnien-Herzogowina) geboren. Die beiden kennen sich schon seit ihrer Jugendzeit. Mit seiner Arbeit zum Kusturica-Film „Time of the Gypsies“ zeigt Bregović die Wiederkehr zu seinen Wurzeln, was auch schnell zu seinem öffentlichen Image wird. Auch seine Musik ist geprägt vom Mix der Moderne und Folklore. Er selber beschreibt sie als „zeitgenössische Musik beeinflusst von traditioneller Musik“. Er arbeitet zusammen mit dem US-amerikanischen Punkrocker Iggy Pop, der berühmtesten Sängerin aus Kap Verde Cesaria Evora und den israelischen Pionieren des Ethno-Technos Ofra Haza. Auch andere Künstler aus Osteuropa arbeiten mit Bregović zusammen. Auf dem Soundtrack zu „Underground“ finden sich mitunter Boban Markovic, dessen Blasorchester ebenfalls mit Miss Platnum zusammenarbeitet und auch auf verschiedenen Balkanbeats CD´s von Robert Soko zu finden ist.
Musik mit politischer Aussage, ohne ein Wort von Politik
Junge osteuropäische Musiker, nicht nur aus dem Balkan, besinnen sich ihrer Wurzeln und machen Musik, die einen neuen Klang erhält. Die Musik von Robert Soko, Russendisko, RotFront, Miss Platnum und vielen weiteren Berliner Immigranten zeigt, wie Musik politisch werden kann, ohne ein Wort darüber zu verlieren. Nur die bloße Anwesenheit vieler internationaler Musiker auf einmal, die eine neue Musik kreieren reicht, um eine deutliche politische Aussage zu hinterlassen: Das Zusammenleben der Völker kann sehr gut funktionieren. Und das beweisen immer wieder Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen auf den Tanzflächen der Welt, die zu dieser Musik ihre Hüften schwingen und den Tanzboden zum Beben bringen.
Samstag, 30. Januar 2010
Schein
Die Chancen sich als Funkband in Deutschland zu etablieren
Heutzutage ist Funk Dank der beiden neuen Alben von Jan Delay wieder etwas mehr im kollektiven Bewusstsein, dennoch sprießen keine Funkbands aus dem Boden, die meisten jungen Musiker versuchen sich im Hiphop, Metal, Indierock und in letzter Zeit auch viel im elektronischen Bereich.
Ich habe mich nun mit der 8-köpfigen Funk-Kombo „Schein“ darüber unterhalten, wie die Band ihren eigenen Stil gefunden hat, wie schwer es ist, mit Nischenmusik zu expandieren, über ihre Pläne für 2010 und natürlich über Roberto Blanco.
Ich treffe Georg, den Sänger, und Le Treu (Drums) im „Scheinland“, einer von der Band selbst zum Studio und Proberaum umgebauten Fabrikhalle in Freising bei München.
Inpopnito: Euer neues Album heißt „wir sind der Funk“, wie sieht dieses „wir“ bei einer 8-köpfigen Band aus? Wie schreibt man in einer so großen Gruppe Songs?
Georg: Grundsätzlich ist es so, dass wir die Songs nicht zu acht schreiben, wir spielen gerne zu acht live, weil das natürlich unglaublich viel Spaß macht, aber eigentlich schreiben wir die Lieder zu viert. Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang. Manche erjammen wir die Sachen, manchmal kommen von mir textliche Ideen, denen wir versuchen ein Gewand zu geben. Aber ganz viel macht unser Bassist, der M.W., der schreibt viel am Computer und dann spielen wir das erstmal zu viert, die Bläser sind im Songwriting nicht dabei.
Die stoßen dann also erst später dazu. Bekommen die dann notierte Linien oder werden diese selbst erarbeitet?
G: Teils teils, manchmal haben wir schon Ideen und dann wird das mit Bläsern im Vorhinein arrangiert, oder die Jungs haben selber gute Gedanken, sind ja alles tolle Musiker.
Ihr spielt seit fast zehn Jahren Funk, eine Genre, von dem man in den Jahren eurer Gründungs- und Findungsphase (um 1999) eigentlich gar nichts gehört hat. Wie und warum habt ihr damit begonnen? Was hat euch da geritten?
Treu: Wir spielen schon sehr, sehr lange zusammen und haben uns damals, wie fast alle Bands zu der Zeit, im Grunge beheimatet gefühlt, weil jeder, der eine Gitarre halten und 3 Akkorde spielen konnte damals Nirvana geil fand, und uns daraus dann entwickelt. Wir haben dann ohne konkreten Plan die Red Hot Chili Peppers lieben gelernt, vor allem das Jahrhundertalbum „Blood Sugar Sex Magic“, das uns dann alle inspiriert hat, doch waren ganz viele Einflüsse dabei. Der Georg hat zur der Zeit viel Selig und Keimzeit gehört. Ich hab mich dann auch eher an härterem Sound orientiert (lacht), am Anfang zumindest, und eigentlich ist dann unser Bassist, der M.W. in die Funkecke gekommen. Das hat sich dann alles vermischt und dadurch, dass wir alle den Slapsound von Flea (von den RHCP) geil fanden sind wir zu unserer Musik gekommen, aber wir waren eigentlich weiterhin offen für alles. Schließlich haben wir uns dann Kumpels mit Blasinstrumenten dazugenommen und die haben dann ein bisserl mitgespielt und daraus ist dann eine feste Bläsersektion geworden. Im Prinzip haben wir seit 2001 diesen „klassischen“ Bläsersatz (also Trompete, Posaune und Saxophon) dabei. Das hat sich dann alles in diese Richtung entwickelt. Es mutiert aber alles ständig, am Anfang haben wir uns von Tower of Power inspiriert an real Funk versucht, dann eine Jamiroquai-Phase, dann wurde es ein bisschen poppiger, aber wie schon ein paar mal erwähnt (lacht) ist Alles im Wandel. Das Einzige, was konstant ist, ist die Besetzung. Achja, Rage Against The Machine sollte man auf jeden Fall auch noch erwähnen, hat sicher auch was beeinflusst, da kommt diese Crossovergeschichte mit Sprechgesang her.
Jetzt hat Jan Delay diesen Sommer sein zweites Funkalbum veröffentlicht und diese Musik dadurch in die öffentliche Wahrnehmung gebracht. Wie beurteilt ihr diese Entwicklung und glaubt ihr davon eventuell profitieren zu können?
Treu: Ich finds auf jeden Fall gut, weils definitiv einfach gute Musik ist. Jan Delay legt den Fokus, abgesehen davon, dass er natürlich eher als Texter und Rapper im Vordergrund steht, auf gute Bandarbeit. Das heißt, er spielt mit einer Top-Band und er scheißt sich nichts, er orientiert sich nicht an irgendwelchen Regeln, die ganze Geschichte, gerade die aktuelle Platte ist ziemlich low und oldschoolig produziert, und das Ganze bestätigt einem schon, dass man eigene Wege gehen kann. Natürlich ist Jan Delay wahnsinnig populär, der kann eigentlich alles machen, keine Ahnung der hätte auch irgendwelche Death Metal Geschichten machen können und das wäre beachtet worden, insofern gehe ich jetzt mal nicht von einem Funk-Boom in den nächsten Jahren aus. Aber wie gesagt finde ich die beiden Alben einfach gut, wobei man sagen muss, dass wir eigentlich eher in die Funkrock oder Crossover Richtung gehen, nicht wie Jan Delay real Funk oder Discofunk machen.
Wie man in euren Tourtagebüchern sehen kann, seid ihr in Süddeutschland, sowie in Österreich und der Schweiz sehr präsent, im Norden geht dagegen fast gar nichts. Woran liegt das?
G: Zum einen ist es allgemein teuer eine 8-köpfige Band zu buchen, aber zum anderen denke ich, dass die Gagen im Norden einfach noch schlechter sind als hier, du bekommst zum Teil überhaupt nichts für die Anfahrt und pennst in irgendwelchen abgefackten Backstageräumen, das heißt wir müssten drauf zahlen um oben zu spielen und das ist es uns dann doch nicht wert. Außerdem ist es schwer mit unserer Musik in einer fremden Stadt zu spielen, weil es nunmal nicht so einfach ist 200 oder 300 Leute zusammenzubringen, die sich alle für Funk interessieren. Dementsprechend können wir den Clubbesitzern nicht garantieren, dass ihre Läden voll werden und wir wollen einfach nicht draufzahlen, um dann vor 5 Punks zu spielen, die uns nicht kennen. Deshalb spielen wir zur Zeit viel im Süden, wo uns die Leute kennen und mögen und zu den Konzerten kommen. Klar wollen wir auch unbedingt in Berlin und so weiter spielen, aber momentan würde sich das nicht lohnen.
Tr: Spielen und am Ende steht eine schwarze Null, das ist Idealismus, und voll Ok, aber draufzahlen führt dann einfach zu weit. Im Prinzip lechzen wir förmlich danach im Norden zu spielen und im ganzen deutschsprachigen Raum präsent zu sein, die großen Städte abzuklappern, aber dazu muss man halt die Unkosten reinkriegen, Busmiete, Hostels und so weiter.
G: Deutschland nähert sich in der Hinsicht immer mehr England an, ich war da neulich mit einer befreundeten Band unterwegs. Die Bands pennen in wirklich ekligen Backstageräumen aufm Boden und das ist dann nicht mehr so richtig geil. Ich weiß nicht, ob das was mit der Finanzkrise zu tun hat oder der Krise der Muiskindustrie allgemein, aber es ist momentan einfach schwer gerade eine so große Band zu refinanzieren. Trotz unseres tollen Labels Red Farm Records, man muss ja mal Werbung machen, geht über Plattenverkäufe eigentlich fast gar nichts, wir finanzieren uns durch Merchandising und eben viel live spielen. Viel geht halt über T-shirts verkaufen und so. Aber ich finde es schon ziemlich geil, wie weit wir gekommen sind, das schaffen die wenigsten Bands, dass sie sich ein eigenes Studio selbst finanzieren können und für längere Touren mit 10 Gigs oder so gebucht werden. Da sind wir schon auch in bisschen stolz drauf, es gibt ja nichts Schöneres als Live die Leute zum tanzen zu bringen, und wenn sich das dann finanziell auch noch einigermaßen lohnt, ist das schon geil.
Und jetzt habt ihr für euer neues Video Roberto Blanco engagieren können, wenn man den Fotos auf eurer Facebook Seite trauen darf. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
G: Ja, das war eine geile Geschichte… Wir haben unsere letzte Platte „Wir sind der Funk“ aufgenommen und hatten da von der Studiozeit her noch Platz, wir wussten nicht wie viele Songs wir noch aufnehmen und dann haben die Jungs, ich war da gar nicht dabei, eine ältere Idee von mir umgesetzt, nämlich „Play that funky music, white boy“ von Wild Cherry, das kennt jeder (summt verträumt vor sich hin), eingespielt und ich hab nen deutschen Text drüber gemacht, und dann haben wir das eingesungen. Das Ganze klang dann schon ganz fett , aber wir haben uns gedacht, es wär ja ganz geil ein Feature dafür zu bekommen, der die Hook cool singt, und dann haben wir rumüberlegt, bis irgendjemand dann brainstormingmäßig Roberto Blanco in die Runde geworfen hat. Wir haben uns bepisst vor Lachen, ich mein, der Typ ist einfach ein Knaller. Dann haben wir ihm eigentlich nur spaßeshalber das Zeug geschickt und gedacht: „wird ja eh nichts…was sollte der Typ mit uns machen wollen oder vielleicht kommt er sich ja nur verarscht vor“. Und ja, 2,3 Tage später war dann aufm Anrufbeantworter der O-Ton (macht Roberto nach): „Ja Hallo hier ist Roberto, ich würde das gerne mit euch machen, es funkt sehr gut, haha.“ Und dann kam er 2 Wochen später an und hat das eingesungen und es war echt witzig. Der Typ kam echt immer gut gelaunt und relaxed rüber , muss man sagen, und dann haben wir gleich noch ein Video dazu gedreht und das Ganze ist dann schon ziemlich witzig, weil halt einfach mal Roberto Blanco zu mir meint: „Spiel die Funkmusik, du Weißbrot.“ War halt eine echt witzige Geschichte und wir hoffen mal, dass damit nächstes Jahr irgendwas geht, wir wissen noch nicht genau, wie wir das veröffentlichen, aber wir hoffen halt, dass dann vielleicht auch bookingmäßig mehr für uns möglich ist, mal schaun. Wir haben uns für 2010 überhaupt vorgenommen richtig viel zu spielen und basteln grad schon an ein paar neuen Songs für ein neues Album, ich glaube nächstes Jahr wird ein gutes für den Schein!
Dann habt ihr gleich meine abschließende Frage mit beantwortet, wie's mit nächstem Jahr aussieht, ich wünsch euch alles Gute für die Zukunft und wir sehen uns dann vielleicht bald in Berlin.
Tr: Ja, wär echt cool, wenn demnächst was in Berlin geht, ansonsten kann man nur jedem empfehlen einfach mal unter scheinland.de reinzuschauen und sich die Sachen anzuhören und wems gefällt, der kann am 26.12. zum 10. Scheinachten nach Freising kommen, da kommen neben uns noch 2 richtig gute Bands und natürlich wir, wird sicher toll!