Montag, 18. Januar 2010

Bad Lieutenant, die Zweite

Never Cry Another Tear
von Marco Weßnigk


Weltbewegend ist es nicht, das Debutalbum von Bernard Sumners neuer Band „Bad Lieutenant“. Aber eben auch nicht schlecht. Er macht einfach das, was er gut kann, nämlich absolut eingängige, gradlinige Popsongs schreiben. Das als Namenspate für die Band nun gerade ein durch und durch kontroverser Film von Abel Ferrara herhalten musste, ist aufgrund der offensichtlichen Seichtigkeit des Albums aber doch ein wenig unpassend.

Wie schon 1989 „Electronic“,ein Projekt mit Ex-„The Smiths“-Gitarrist Johnny Marr, so wurde auch „Bad Lieutenant“ nach einem Split von „New Order“ gegründet. Damals war es Erschöpfung, diesmal Streitigkeiten mit Bassist Peter Hook, die zur Trennung führten. Ob es wieder „nur“ eine Auszeit-Band ist, bleibt abzuwarten.

Bei den Aufnahmen wirkten neben Alex James von Blur und Youngster Jake Evans mit Phil Cunningham und Stephen Morris auch wieder zwei Altbekannte aus dem Joy Division/New Order-Kontinuum mit. Wenn Sumner also von einer neuen Band als „neue Versuchsanordnung“ spricht, so ist das wohl nur die halbe Wahrheit.

Tatsächlich fühlt man sich beim Hören der neuen Songs sehr an New Order erinnert. Der Sound wirkt zwar erdiger, entspannter und hat mit New Wave nichts mehr zu tun, aber Bernard Sumners Handschrift ist unverkennbar. Man meint die Melodien alle schon mal gehört zu haben. Aber das Gleiche könnte man ja auch Morrissey vorwerfen, macht man jedoch nicht. Die alten Herren des englischen Pop dürfen das halt einfach und der Erfolg gibt ihnen auch noch Recht. Kontinuität zahlt sich scheinbar aus.

Das Album droht zwar mehrfach –vor allem wenn’s balladesk wird- in eine nervige Belanglosigkeit zu verfallen, entschädigt aber mit außerordentlich gelungenen Stücken. So kann einem „Sink or Swim“ durchaus weitaus länger als gewollt im Ohr hängen bleiben und ist somit nicht ohne Grund die erste Singleauskopplung und „Summer Days on Holiday“ erinnert gar an die frühen Smiths.

Textlich werden jedoch nur Allgemeinplätze wie die Verflossene, alte Zeiten oder Lebensbejahung geboten – „Live is a prescious thing“. Dass das sehr banal daherkommt überrascht bei Sumner einerseits keineswegs, man hofft andererseits immer, dass er ob seines wechselhaften Lebenslaufs doch mal etwas mehr zu erzählen hätte. Aber Lebenserfahrung macht ja nicht zwangsläufig einen Poeten.

Fazit: wer New Order mochte, wird auch mit Bad Lieutenant kein Problem haben. Wer allerdings Popsongs mit Ecken und Kanten mag oder gar wert auf Tiefgang legt, sollte davon lieber die Finger lassen. Und wer die Synthies vermisst, der sollte vielleicht abwarten, was für ein Süppchen Sumner gerade mit "Zoot Woman"-Mastermind Stuart Price köchelt, der nebenbei unter diversen Aliassen auch noch als Remixer und Produzent (z.B. für Madonna) tätig ist.

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