Samstag, 16. Januar 2010

Le Pop 5

Les Chansons De La Nouvelle Scène Francaise
von Nele Luise Fritzsche


Le Pop 5, der Name der neuesten Compilation aus der Hand der Kölner Djs Oliver Fröschke und Rolf Witteler erinnert an eine private Zusammenstellung von Lieblingsliedern aus der französischen Popmusiklandschaft. Ein bisschen ist das auch so. Die Produzenten des inzwischen bekannter gewordenen Indie Labels Le Pop Musik begannen im Jahr 2002 die Avantgarde der Nouvelle Scène Française auf einem Sampler mit dem unscheinbaren Namen Le Pop zu veröffentlichen.

Mit Le Pop 5 bekommen wir die nunmehr sechste Veröffentlichung von Le Pop Musik zu hören. Aus dem kleinen Projekt wurde schnell die Vorstellung der Crème de la Crème der aktuellen französische Popmusik, sei es in der langjährigen Zusammenarbeit mit Dominique A oder mit der ständigen Neuentdeckung von französisch gesungenem Pop.
Uns erwarten keine Bohème Klischees, sondern eine gelungen liebevolle Zusammenstellung von Musik, die im Ohr bleibt. Mélanie Pain & Julien Doré gelingt es in ihrem Song "Helsinki" der ruhigen leichten Art der Songwriter gerecht zu werden. Die sanfte Melodie, getragen von einer Liedgitarre im Zusammenspiel mit der Stimme, trägt uns weit fort, überlässt uns unseren eigenen Gedanken, ohne dabei an Aussagekraft zu verlieren.
Ebensfalls berührend sind Songs wie La Plage, der mit dem dramatischen Klavier die eindringliche Stimme tragend, an Klassiker wie "Ne me quitte pas" von Jaques Brel erinnern und so dem Namen "Le Pop" nocheinmal eine Note weg vom Mottoalbum hin zur Compilation von musikalischer Substanz geben.
Aber nicht nur schwärmerische Motti wurden von Witteler und Fröschke ausgewählt, genauso huldigem sie mit dem Song "Mia" von Holden, der mit Sythezizern und eigenwilligen Vocals, ähnlich provokant, wenn auch nicht so ausgeprägt wie die der April March, Strömungen wie der des so großer Beliebtheit genießenden French Electros. Die lebenslustige Bassline und die digitalen Sounds bieten ein so ganz anderes Hörerlebnis und eröffnen einen neuen Blickwinkel in die Vielfalt des aktuellen französischen Musikgeschehens.
Und es ist eben diese Vielfalt, die einen immer wieder überrascht, die dafür sorgt, dass man nocheinmal genauer hinhört und das Album nicht in der Ecke der Hintergrundmusik verschwinden lässt. Le Pop 5 ist geprägt von Musik voller Rhythmus, die einen vor französischer Leidenschaft und Lebenslust zum Tanzen bringt, ob nun froh oder melancholisch gestimmt.

Das Gefühl, dass das neue Le Pop Album kaum wie eine Compilation wirkt, sondern die Songs gekonnt ineinander verschmelzen, ist wohl den DJ Wurzeln der Labelchefs zu verdanken. Man durchlebt den Wandel von luftigen, fast zu süßen Klaviermelodien in "Harmony" von Chat zu nostalgischen Akkordeonthemen in "La peau du Lait" von Marianne Dissard, beinahe ohne es zu merken und beginnt, davon zu träumen auch einmal in den Füllen der versteckten Pariser Plattenläden nach mehr französischer Popmusik zu stöbern – die Künstler von Le Pop 5 bleiben ganz sicher im Kopf - man weiß also, wonach man suchen muss.

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